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Wie aus Fussballern Leichtathleten wurden
1922 war es, als sich 26 Mitglieder des Fussball-Clubs Zürich im Hotel Beatenhof trafen und die FCZ-Leichtathletik-Sektion gründeten. Längst nicht alle Mitglieder waren an diesem 15. März mit der Schaffung einer eigenen Athletik-Abteilung einverstanden. Doch schliesslich entwickelte sich sehr schnell, was erst nur zögerlich und gegen nicht geringen Widerstand begonnen hatte: 1923, also bloss ein Jahr später, schlossen sich nämlich 61 Mitglieder des TV Alte Sektion Zürich der Leichtathletik-Sektion des FCZ an. Quasi über Nacht machte dieser Vereinswechsel die Leichtathleten des FCZ zu einem der grössten und stärksten Athletik-Vereine, denn die Sportsektion der ASZ war damals in der Schweizer Leichtathletik führend.
Die grössten Sorgen plagten den jungen Verein in der Folge der ungenügenden Platzverhältnisse wegen. Als sich der FCZ als Stammverein weigerte, auf dem von der Stadt Zürich überlassenen Grundstück Herderenstrasse den Bau der Leichtathletik-Anlagen zu unterstützen, griffen die Athleten zur Selbsthilfe. In Frondienst-Arbeit schufen die Pioniere vom 4. Oktober 1924 bis im Juni 1926 im Letzigrund die erste Aschenbahn der Stadt – unter grossen Verlusten allerdings: Die Mitgliederzahl schrumpfte in jener Zeit von 150 um mehr als die Hälfte auf 70.
Obwohl die Bemühungen um den Beitritt in den Eidgenössischen Turnverein am Einspruch des TV Hottingen im Kantonal-Turnverein scheiterten, profilierte sich die Leichtathletik-Sektion des FCZ schon früh auch als Organisator. Dank viel Pioniergeist und grosser Risikofreudigkeit wurde 1928 das «Nurmi-Meeting» organisiert. Internationale Klubwettkämpfe, Länderkämpfe, später die «Amerikaner-Meetings» und nach dem Ausbau des Letzigrund-Stadions 1958 das «Internationale» waren die Vorgänger von «Weltklasse Zürich». Doch der LCZ war stets auch um die Durchführung von städtischen, kantonalen, regionalen und nationalen Meetings bemüht.
Anno 1931 wurde gegen grösste Widerstände auch eine Damen-Abteilung ins Leben gerufen. Das war noch drei Jahre vor der Trennung von der Fussball-Stammsektion. Diese erfolgte am 9. April 1934. Aus den FCZ-Leichtathleten waren endgültig LCZlerinnen und LCZler geworden. Das erste LCZ-Cluborgan erschien 1935.
Die hartnäckigen Bemühungen der Pioniere lohnten sich. Schnell stellten sich grosse Erfolge ein. Und so gab es bald keine Disziplin mehr, in welcher nicht mindestens einmal ein LCZler Schweizer Meister geworden wäre. Aber auch die Geschichte der Schweizer Vereinsmeisterschaft und jene der Schweizer Staffel-Meisterschaft wurde nicht unwesentlich durch den LCZ geprägt. 1947 finanzierten die Senioren den seit 1945 halbamtlich angestellten Georg Richter als ersten Profitrainer. Nachhaltige Erfolge liessen auch diesmal nicht lange auf sich warten.
1959, als Martin Lauer die beiden Weltrekorde über 110 m und 200 m Hürden aufstellte, und 1960, als Armin Hary die 100 m als erster Mensch gleich zweimal in 10,0 lief, wurden der LC Zürich und «sein» Letzigrund erstmals rund um die Welt bekannt. 1962 schliesslich, als Peter Laeng am «Internationalen» über 400 m in 45,7 eine Jahresweltbestleistung lief, wurde mit 16 000 Zuschauern ein für damalige Verhältnisse imposanter Zuschauerrekord registriert.
Gemeinhin als Start in eine neue Ära gelten die frühen 70er-Jahre. 1971 wurde nach langen Querelen aus zwei nationalen Verbänden, dem SALV und dem ELAV, der sogenannte «Einheitsverband», der Schweizer Leichtathletik-Verband SLV, gegründet. Ein Jahr später übernahm Andreas «Res» Brügger das Präsidentenamt des LCZ. Und noch einmal ein Jahr später wurde an einer legendären Versammlung im Zunfthaus zur Schneideren trotz grosser Bedenken vieler der Beschluss zur Durchführung des internationalen Meetings Weltklasse Zürich gefasst – sicherlich ein Markstein in der Geschichte des LCZ.
Bis 1979 wurden in mehren Anläufen neue Strukturen geschaffen. Die Folge: Pflichtenhefte für verschiedene Ämter, ein Reglement zur Förderung des Spitzensports im LCZ und neue Statuten, von der GV im März 1980 für gut befunden. Dass der LCZ für die Durchsetzung seiner Anliegen auch gewillt war, politische Arbeit zu leisten, bewies er nach der Ablehnung des Neubauprojekts der Letzigrund-Osttribüne mit einer Laufhalle durch den Gemeinderat 1978. Dank einer vom LCZ mitverantworteten Volksinitiative und der schliesslich gewonnen Volksabstimmung im November 1980 konnte das ehrgeizige Vorhaben schliesslich doch noch verwirklicht werden.
Weltklasse Zürich war bald eines der weltbesten Meetings. Und weil die finanziellen und organisatorischen Anforderungen entsprechend stiegen, wurde im Dezember 1983 der Verein für Grossveranstaltungen des LCZ gegründet. Das Ziel: die Durchführung nationaler und internationaler Grossveranstaltungen einerseits, die Unterstützung des Stammvereins mit dem erwirtschafteten Gewinn andererseits. Was damals zu heftigsten Diskussionen Anlass gab, sollte sich schnell einmal als richtungsweisend herausstellen.
Ganz allgemein galt nun die Devise der Gründerväter: «Volldampf voraus!» Und so wurde schon anfangs der 90er-Jahre eifrig am «LCZ 2000» gebastelt und gefeilt – und wie es der Name des Konzepts suggeriert: der LCZ sollte dank der Umsetzung von Visionen für den Schritt ins nächste Jahrtausend gerüstet sein. Unter der Federführung von Gerry Weber und Patrick K. Magyar schaffte eine Arbeitsgruppe an einem möglichst visionären und dennoch praxistauglichen Konzept für die Zukunft. Und sie realisierte es auch gleich, notabene noch im «alten» Jahrtausend.
Die grössten Neuerungen von «LCZ 2000» waren wohl die Professionalisierung des gesamten sportlichen Umfelds. So sollten professionell trainierende Athlet:innen fortan von professionell arbeitenden Trainer:innen betreut werden. Und auch im Nachwuchsbereich war von nun an ein Profi am Werk. Die Erfolge liessen nicht lange auf sich warten.
Im gleichen Stil ging die Entwicklung nach der Jahrtausendwende weiter. Zusätzliche Mittel wurden in erster Linie in zusätzliche Anstellungen von Trainer:innen investiert. Ende der 2010er-Jahre gab es drei angestellte Trainer:innern im Nachwuchs bis zur U18-Kategorie sowie drei angestellte Trainer:innen im Aktivbereich.
Als höchstes Ziel verfolgt der LC Zürich heute die Entwicklung von Athlet:innen, die eine Klassierung unter den Top 8 Europa erreichen können. Sämtliche Stufen des Vereins arbeiten koordiniert auf dieses Ziel hin. Sportlich waren die Jahre seit den Heim-Europameisterschaften 2014 in Zürich so erfolgreich wie zuletzt in den 80ern. Die bisherigen Höhepunkte bildeten die EM-Medaillen von Kariem Hussein (Gold über 400 m Hürden 2014), Ricky Petrucciani (Silber über 400 m 2022), Angelica Moser (Gold im Stabhochsprung 2024) und William Reais (Bronze über 200 m 2024). Mit unzähligen Teilnahmen an internationalen Nachwuchsgrossanlässen beweist auch die nächste LCZ-Generation, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Um den aktuellen Höhenflug langfristig abzusichern, sind in den kommenden Jahren weitere Massnahmen geplant. Stichwort: High Performance Center und Leichtathletik-Halle Letzigrund.