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«Buddy Talk by Beni & Domi» oder was die beiden Frührentner noch sagen wollten
Kein LCZler sprang höher als Dominik Alberto (32), kein LCZler weiter als Benjamin Gföhler (30). Die beiden einstigen Mehrkämpfer beendeten an den Schweizer Vereinsmeisterschaften in Winterthur ihre erfolgreichen Einzelkarrieren, schliessen aber nicht aus, ihrem Klub als «Leichtathletik-Rentner» erhalten zu bleiben. Nach ihrem letzten Wettkampf beantworteten sie die finalen Fragen, die sie einander gleich selbst stellten.
Domi: Welches war für dich der denkwürdigste Moment, den wir zusammen im Wettkampf oder im Training erlebt haben?
Beni: «Die SVMs waren immer lustig. In einem unserer ersten Wettkämpfe als Spezialisten sprangen wir beim City Event in Schaan auf derselben Anlage in entgegengesetzte Richtung. Beide waren grottenschlecht… Als Mehrkämpfer haben wir richtig viel zusammen erlebt. Ich erinnere mich noch ans Trainingslager in Formia. Coach Andreas (Hediger) war schon recht gestresst, weil ein paar schwedische Superstars auf die Hochsprunganlage wollten. Das Fass zum Überlaufen brachte Sergio Grond, der kopfvoran in den Ständer sprang und blutüberströmt in den italienischen Notfall musste.»
Domi: Inwiefern war die Trainingsgruppe mitverantwortlich für deine Erfolge?
Beni: «Zu einem sehr grossen Teil. Vor dem Mehrkampf spielte ich Handball und hatte immer ein bisschen Angst, dass mir das Team in der Einzelsportart Leichtathletik fehlen würde. Doch wir hatten eine super Truppe im Nachwuchs. Das hat uns allen sehr geholfen. Im Weitsprung war es etwas schwieriger. Da bestand das Team ‹nur› aus mir, Andreas (Hediger) und Physio Adrik (Mantingh). Später kam Albion Dautaj dazu. Er war immer für eine Challenge zu haben.»
Domi: Hat man im Sport einen Vorteil, wenn man so gut aussieht wie du?
Beni: «Das musst du ja am besten wissen. (lacht) Ich sage nur so viel: Ich bin nicht stolz drauf, aber ich schäme mich auch nicht dafür. Es ist jetzt einfach so. (lacht)»
Domi: Was ist deine Meinung zu Alkohol im Sport?
Beni: «Grundsätzlich trinke ich sehr selten Alkohol. Es kommt halt immer auf den Zeitpunkt und die Dosierung an. Wenn ich etwas in meiner Karriere gelernt habe, dann das: Man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. Ein SM- oder SVM-Titel ist immer ein Grund zum Feiern – vor allem zum Saisonende…»
Domi: Wie sieht deine sportliche Zukunft aus?
Beni: «Ich werde sicher etwas suchen, das mir Spass macht. Ich habe so viele Jahr so viel trainiert und werde weiterhin einen Ausgleich brauchen. Was das sein, wird, weiss ich noch nicht. Ins Krav Maga (Selbstverteidigungsart) habe ich mal reingeschnuppert und ein Antrag zur Aufnahme in die ‹LCZ-Pumpergruppe› bei Alex Hochuli wurde auch schon gestellt. Fürs reguläre ‹Seniorentraining› bin ich wohl noch zu jung.»
LCZ: Welches war dein schönster Wettkampf?
Beni: «Weltklasse Zürich auf dem Sechseläutenplatz. Das Heimmeeting war immer ein Highlight, aber vor dieser Kulisse zu springen, war schon einzigartig. Oder, Domi?»
Domi: «Bei mir ist es ähnlich. Nichts gegen das Letzi, das Berliner oder Münchner Olympiastadion, aber Weltklasse Zürich im Hauptbahnhof schlägt alles. Ich liebe die Ambiance bei Street Events. Die Leute sind extrem nah dran. Im HB kam dazu, dass ich fast alle kannte.»
Beni: Warum beendest du deine Karriere?
Domi: «Ich habe das Gefühl, nach so vielen Jahren Leichtathletik wird es Zeit für etwas Neues. Besser werde ich wahrscheinlich nicht mehr. Klar, ich könnte das Niveau noch ein bisschen halten oder vielleicht sogar noch ein paar Zentimeter draufpacken. Aber den wirklich grossen Leistungssprung erwarte ich nicht mehr. Auch denke ich, mit der Arbeitsaufnahme wird die Regeneration leiden. Physisch wie mental.»
Beni: Was würdest du im Nachhinein anders machen respektive dem 18-jährigen Domi raten?
Domi: «Ich würde früher auf Stabhochsprung setzen. Gefühlsmässig habe ich den Absprung vom Mehrkampf ein bisschen verpasst. Am Schluss hatte ich nicht mehr den gleichen Spass am Mehrkampf, kämpfte mich nur noch durch. Als ich zwei Jahre später – bereits als Stabhochspringer – einen besseren Zehnkampf bestritt als vorher, bestätigte mich das im Entscheid, die Disziplin zu wechseln. Der Spass ist das A und O im Training und Wettkampf.»
Beni: Was war für dich unser schönstes gemeinsames Erlebnis?
Domi: «Schwierig, das auf ein Erlebnis einzugrenzen. Wir haben jahrelang zusammen trainiert und so viel miteinander erlebt. Die gemeinsamen Trainingslager waren immer sehr schön, etwa in Südafrika. Am Morgen zusammen aufzustehen, zusammen zu trainieren, ja durch den ganzen Tag zu gehen, hat uns auch neben dem Platz zusammengeschweisst. Ab und zu gab es auch die eine oder andere Jugendsünde, die wir heute sicher nicht mehr begehen würden. Zum Beispiel über italienische Absperrungen klettern in antiken Amphitheatern, weil man mal dringend musste…»
Beni: Was nervt deine Eltern nach wie vor am meisten an dir? Mangelnde Pünktlichkeit zählt nicht…
Domi: «Oft lebe ich in meiner Bubble und melde mich sehr selten. Was nicht heisst, dass ich mein Umfeld vernachlässige. Ich kann gut abschalten und mich zu 100 Prozent auf etwas fokussieren. Dadurch vergesse ich hie und da, eine WhatsApp-Nachricht zu beantworten oder ein Lebenszeichen von mir zu geben.»
Beni: Was wolltest du schon immer mal sagen?
Domi: «Meinen Kollegen sage ich in der Regel, was ich denke. Aber wenn ich an die nächste Leichtathletik-Generation denke, würde ich ihr empfehlen, mehr Stabhochsprung zu machen. Es ist die mit Abstand spassigste Disziplin. Also LCZ, bitte fördert den Stabnachwuchs, auch wenn es mit dem Reisen und der Infrastruktur nicht gerade die einfachste Sportart ist.»
LCZ: Wie hältst du dich in Zukunft fit?
Domi: «Für einen Stabhochspringer mag es komisch klingen, aber ich habe mit dem Tauchen, speziell mit dem Freediving, eine neue Leidenschaft entdeckt. Auch hier treibt mich der Ehrgeiz an. Statt in die Höhe geht es jetzt in die Tiefe. 51 Meter schaffe ich bereits. Mal schauen, wie hoch ich beim nächsten SVM als Taucher dann noch steigen werde…»
Dominik Alberto, Jahrgang 1992, war 15-facher Schweizer Meister (7 Mal indoor), 5-facher EM-Teilnehmer sowie WM-Starter 2023 und hält seit 2021 gemeinsam mit Klubkollege Felix Böhni den Schweizer Rekord im Stabhochsprung (5,71 m). Er besitzt einen ETH-Master in Informatik.
Benjamin Gföhler, Jahrgang 1994, war 6-facher Schweizer Meister (4 Mal indoor), 3-facher EM-Teilnehmer sowie WM-Starter 2022 und steht mit 8,13 m an Position 4 der nationalen Allzeitbestenliste im Weitsprung. Er besitzt einen Master in Politikwissenschaften.