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Jonathan Hofer: «Da habe ich die Welt nicht mehr verstanden»
Mit Rang 8 an den Cross-Europameisterschaften in Brüssel (BEL), der besten Klassierung eines Schweizer U23-Läufers seit 14 Jahren, feierte Jonathan Hofer seinen bisher grössten internationalen Erfolg. Wir haben mit dem 20-jährigen Langstreckler über französische Hamsterkäufe, Neujahresvorsätze und sein neues Lieblingskleidungsstück gesprochen.
Joni, was ging dir durch den Kopf, als du die im Vergleich zu Turin 2022 doch sehr tiefe, matschige Strecke in Brüssel gesehen hast?
Obwohl ich schnellere, harte Untergründe ebenfalls mag, kamen mir die Bedingungen wohl mehr entgegen als den klassischen Mittelstrecklern. Zum Glück haben uns Beat (Ammann) und Julia (Stokar) noch 18-Millimeter-Nägel mitgegeben. Als die Schweizer vor dem Renntag noch Crossnägel auftreiben wollten, gab es keine mehr, weil die Franzosen im belgischen Shop schon alle gehamstert hatten…
Mit welchem Ziel bist du in deine zweite Cross-EM gestartet?
Anders als in meinem letzten U20-Jahr (21.) hatte ich in der U23-Kategorie kein wirklich konkretes Ziel. Beim Studieren der Entry List kamen wir zum Schluss, dass mindestens 18 Läufer stärker einzuschätzen sind, das Feld nachher aber recht offen sein sollte. So habe ich eine Platzierung in den ersten dreissig anvisiert. Ich hätte nie gedacht, dass ich im ersten U23-Jahr gleich in die Top 10 oder gar Top 8 laufen könnte.
Wie verlief dein Rennen?
Ich bin am Start nicht super weggekommen, aber besser als im letzten Jahr. Anschliessend konnte ich mich Position um Position nach vorne arbeiten. Irgendwann lag ich sogar an vierter Stelle. Da habe ich für einen Moment die Welt nicht mehr verstanden. Dieses Szenarium hatte ich nicht im Kopf. So war ich etwas im Clinch: Soll ich mit den ersten drei mitgehen – auf die Gefahr hin, dass ich am Schluss «sterben» würde? Oder lieber Kräfte sparen für den Kampf um eine Top-Ten-Klassierung? Im Nachhinein hätte ich mir vielleicht mehr zutrauen sollen, aber auch so habe ich meine Erwartungen bei Weitem übertroffen.
Wie zufrieden bist du allgemein mit deinem Laufjahr 2023?
Über 5000 m habe ich die U23-EM-Limite trotz PB (14:05,84) knapp verpasst. Das war schon eine Enttäuschung. Umso schöner ist es, das Jahr mit einem Erfolgserlebnis abzuschliessen. Gegenüber 2022 habe ich sowohl im Cross wie auf der Bahn einen Schritt vorwärts gemacht.
Laufen oder Schlemmen: Wie verbringst du die Festtage?
Mit Skifahren. Allerdings nur zwei Tage, denn am 26. Dezember geht es schon weiter ins Trainingslager nach Portugal (Monte Gordo).
Deine Neujahresvorsätze?
Mehr Zeit mit Laufen als mit Stabiübungen zu verbringen. Nein, im Ernst: Das Ziel ist sicher, im 5000er eine deutliche Steigerung hinzulegen, sprich klar unter 14 Minuten zu bleiben. Die Cross-EM hat gezeigt, dass ich auf der Bahn im Vergleich zur Konkurrenz leistungsmässig noch hinterherhinke. Das Abschneiden in Brüssel gibt mir grosse Motivation und Zuversicht, mein Potenzial auch auf der Bahn auszuschöpfen.
Man hört, du könntest dich bald an längere Distanzen wagen. Was ist dran an diesem Gerücht?
Priorität geniesst die Bahnsaison. Doch die geht für Nicht-Olympioniken relativ früh zu Ende. Von daher könnte man tatsächlich einen Herbst-Halbmarathon mit zwei, drei spezifischen Trainings ins Auge fassen. Die Distanz würde mich reizen. Zumal ich das Gefühl habe, gute Voraussetzungen mitzubringen. Aber erst will ich meine Ziel auf der Bahn erreichen, bevor ich auf der Strasse angreife. Und Crossläufe gibt es ja auch wieder im Herbst…
Sieht man dich auch in Zukunft im Einteiler?
Ich wollte den «Speed Suit» schon lange mal ausprobieren. Inspiriert von den Ingebrigtsens, bin ich ja der erste Langstreckler, der im Einteiler rumrennt. Ich finde, es sieht gar nicht so schlimm aus. Ausserdem wird der Druck etwas grösser, weil man im «Speed Suit» nicht langsam laufen darf (lacht). Von daher kann ich mir durchaus vorstellen, ihn auch in anderen Wettkämpfen anzuziehen. Mein Schweizer Ausrüster (ON) bietet ja eine schöne Auswahl.
(MAS)